Jenseits des Reiseführers: Bücher in und über Berlin

Bücher in und über Berlin

Über Berlin wird viel und gern gesprochen. Und nicht weniger geschrieben. Die Stadt ist Schauplatz für skurrile Begegnungen in der U-Bahn, für liebenswerte Alltagssituationen, kleine und große Dramen, nervenaufreibende Kriminalfälle und romantische Begegnungen. Man muss allerdings nicht alles gleichzeitig oder gar selbst erleben. Ob zur Vorbereitung auf Ihren Besuch oder danach: Tauchen Sie in die Geschichten ein und erlesen Sie sich die Facetten Berlins.

„Sie stehen verstört am Potsdamer Platz.

Und finden Berlin zu laut.

Die Nacht glüht auf in Kilowatts.

Ein Fräulein sagt heiser: „Komm mit, mein Schatz!“

Und zeigt entsetzlich viel Haut.

Sie wissen vor Staunen nicht aus und nicht ein.

Sie stehen und wundern sich bloß.

Die Bahnen rasseln. Die Autos schrein.

Sie möchten am liebsten zu Hause sein.

Und finden Berlin zu groß. […]“

„Besuch vom Lande“, Erich Kästner (1929)

Eine Frau liest im Café ein buch.Erich Kästner könnten Sie wirklich einmal wieder herausholen. Einfach zu schön, was seine Protagonisten in Berlin so erleben! In Emil und die Detektive begibt sich der kleine Emil direkt bei seinem ersten Berlin-Besuch direkt auf die Verfolgungsjagd nach einem Dieb. Der Vollständigkeit halber gibt es von Michael Bienert gleich noch Kästners Berlin. Literarische Schauplätze hinterher. Da können Sie direkt nachlesen, wo genau Emil und seine detektivischen Freunde unterwegs waren. Und natürlich auch die vielen anderen Kästner-Helden.

 Wem nach etwas Neues zumute ist, dem sei Ulrich Peltzer ans Herz gelegt. Im seinem neuesten Buch Der Ernst des Lebens stolpert Bruno Mitte der 90er vom dörflichen Niederrhein nach Berlin. Studiert, jobbt, steigt ab, geht ins Gefängnis und beginnt plötzlich eine Karriere. Gemeinsam mit Bruno reist die Leserschaft durch das Berlin um die Jahrtausendwende, entdeckt Ecken und Kanten der Hauptstadt und reist in eine nicht so weit entfernte Vergangenheit. Quasi ganz nebenbei geht es auch um die große Frage: Was braucht man wirklich im Leben?

In Yadé Karas mit dem Graffiti von der Est Side Gallery im Berlin.Deutschen Bücherpreis ausgezeichneten Roman Selam Berlin geht es noch ein Stückchen weiter in die neuere Vergangenheit Berlins. Der 19jährige Hasan wächst zwischen Istanbul und Berlin auf. Als die Mauer fällt, entscheidet er sich ganz nach Berlin zu ziehen. Ein junger Mann auf der Suche nach seinem Platz auf der Welt – eine Coming-of-Age Geschichte, mal zum lachen, mal zum weinen und mit ganz viel Berlin.

Offensichtlich lassen sich am liebsten Wahl-Berliner über ihre neue Heimat aus. Wenn der Blick durch die interkulturelle Brille erfolgt, macht das doppelt so viel Spaß. Besonders wenn der Brillenträger/Autor Wladimir Kaminer heißt. Er berichtet, was man schon allein nur in der Schönhauser Allee erleben kann. Wie zum Beispiel unverhoffte Schatzfunde in Mülltonnen oder interessante Geschäftsmodelle wie ein Lebensmittelladen, der Produkte nach Verpackungsgröße sortiert. Mein persönlicher Tipp: Am besten das Hörbuch genießen – dann machen die Geschichten doppelt Spaß. Hier ein Appetithäppchen.

Auto vorm Graffitti.Bettina Rust hat einen wunderbaren besonderen Reiseführer geschrieben: in Lieblingsorte BERLINSelbst eingefleischte Berliner können hier noch neue Plätze entdecken. Versteckte Parks, überraschende Orte, etwas andere Sehenswürdigkeiten und Natur in der Großstadt. Die Autorin hat zahlreiche Ideen, was Sie in Berlin mit Ihrer Zeit alles anfangen können. Dabei kann es auch mal abseits von den Trendvierteln gehen und dort ein neuer Lieblingskiez entdeckt werden.

Es war noch nicht das Richtige für Sie dabei? Hier gibt es weitere Bücher, die sich in und um Berlin drehen.

Haben Sie noch weitere Tipps? Wir freuen uns über Ihre Kommentare.

Viel Spaß beim Schmökern!

 

„[…] Es klingt, als ob die Großstadt stöhnt,

weil irgendwer sie schilt.

Die Häuser funkeln. Die U-Bahn dröhnt.

Sie sind alles so gar nicht gewöhnt.

Und finden Berlin zu wild.

Sie machen vor Angst die Beine krumm.

Sie machen alles verkehrt.

Sie lächeln bestürzt. Und sie warten dumm.

Und stehn auf dem Potsdamer Platz herum,

bis man sie überfährt.“

„Besuch vom Lande“, Erich Kästner (1929)

Ein Kommentar zu “Jenseits des Reiseführers: Bücher in und über Berlin”

  1. Toller Artikel mit guten Anregungen zur Entfachung meines Berlin- Fiebers.
    Danke Gitte!

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