Straßen und Namen im Prenzlauer Berg
 

 
                       
 

Nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 entstand das Französische Viertel zwischen Schönhauser und Prenzlauer Allee mit Ortsnamen aus Frankreich, wie Straßburg, Metz, Wörth, Mülhausen, Kolmar u.a., oder an teilnehmende preußische Generäle erinnernd, wie Fransecky und Tresckow, jetzt Sredzki- und Knaackstraße.

Nördlich des seit 1822 bestehenden Kommunikationsweges, ab 1874 Danziger Straße, vergab man in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts vorrangig Personennamen. So wurde des Archäologen Heinrich Schliemann, des Physiologen Hermann Helmholtz, des Juristen Heinrich von Gneist, des langjährigen Bürgermeisters Hermann Duncker und des Erfinders der Lithographie Aloys Senefelder gedacht.

Die nach der Jahrhundertwende angelegten Straßen ließen das Nordische Viertel an der Bornholmer Straße entstehen, mit Finnländischen Straße, Gotlandstraße, Malmöer Straße, aber auch mit Straßennamen, die an den dänischen Dichter Anderson, den norwegischen Dichter Björnson und den norwegischen Schriftsteller Ibsen erinnerten. An der Greifswalder Straße wuchs südlich der S-Bahn um 1911 das Ostpreußenviertel, dessen Straßen sich auf die Orte dieses früheren Teils von Preußen bezogen. Die Namen wie Bartenstein, Goldap, Gumbinnen, Rastenburg u.a. wurden 1974 in einer Aktion durchgängig durch Namen und Personen ersetzt, die als Gegner des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 ihr Leben ließen. Analog trifft das auch für das ehemalige Westpreußenviertel zwischen dem Friedrichshain und der S-Bahn zu; hier wurden die Straßen um 1904/06 nach Deutsch-Krone, Schneidermühl, Schönlamke und anderen Orten bezeichnet. 1974 wurden insgesamt 18 Straßen umbenannt.

Nach dem Ersten Weltkrig wurden nordöstlich des Bahnhofs Landsberger Allee Straßen vorwiegend mit Namen aus der Flora benannt, wie Maiglöckchen, Schneeglöckchen u.a.

1931 erhielten die neu entstandenen Straßen zwischen der S-Bahn und der Ostseestraße Namen von Gewerkschaftsführern, wie Robert Dißmann, Martin Segitz, Adam Drunsel u.a. Diese Namen wurden bereits 1933 wieder beseitigt und dafür Ortsnamen von Schlachtorten aus dem Ersten Weltkrieg gewählt, wie Langemarck, Flandern u.a. 1948 erfolgte die Umbenennung dieser Straßen vorwiegend nach Gegnern des Nationalsozialismus, wie Otto Schieritz, Arthur Sodtke, Erich Küsel u.a. Damit haben diese Straßen innerhalb von zwei Jahrzehnten drei verschiedene Namen erhalten. 1948 wurden insgesamt 15 Straßen umbenannt.

Nach 1945 sind im Bezirk Prenzlauer Berg gegenüber anderen Bezirken nur wenige Straßen neu entstanden und haben neue Namen bekommen, wie die Paul-Grasse-Straße (1953), Michelangelostraße und Einsteinstraße (1964), Thomas-Mann-Straße und Heinrich-Eisler-Straße (1976), Wilhelm-Florian-Straße und Franz-Dahlem-Straße (1984).

In diesem Bezirk wurden zwischen 1933 und 1945 16 Straßen und Plätze umbenannt. Von 1945 bis 1990 haben 47 Straßen und Plätze einen anderen Namen erhalten.

1992 erfolgte die Rückbenennung der Leninallee in Landsberger Allee. 1993 bekamen drei Straßen einen anderen Namen. Die Franz-Dahlem-Straße heißt jetzt Ella-Kay-Straße, die Wilhelm-Florian-Straße wurde zur Lilli-Hennoch-Straße und die Werneuchener Straße zur Margarete-Sommer-Straße. Zwei Straßen erhielten ihre historischen Namen zurück: die Behmstraße und die Schivelbeiner Straße. Ein bisher unbenannter Straßenabschnitt erhielt erstmals eine Bezeichnung: Diesterwegstraße. 1993 bekam auch der bis 1974 benannte Arnswalder Platz wieder seinen alten Namen, nachdem er fast zwanzig Jahre namenlos gewesen war. 1994 erfolgte die Rückbenennung der Wilhelm-Pieck-Straße in Torstraße.

aus: "Berliner Strassennamen : ein Nachschlagewerk für die östlichen Bezirke" / Karl-Heinz Gärtner ... Mit einem Vorw. Von Friedrich Dieckmann und einer Einl. Von Laurenz Demps. - 2., aktualisierte Aufl. - Berlin : Links, 1995 ISBN 3-86153-8

 

 
                       
               
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