Presse über Berlin Prenzlauer Berg
 
 
                       
Berliner Zeitung, 11.03.2000  
 

"Die Vorzeige-Meile der Zukunft :
Die Schönhauser Allee hat fast alle Voraussetzungen für eine Flanierstraße von Prenzlauer Berg"

BERLIN, 10. März. "Schönhauser" nennen die Prenzlberger kurz ihre wichtigste Magistrale. Deren Mythos als Einkaufs- und sogar Amüsiermeile des Berliner Ostens ist zehn Jahre nach der Einheit nur noch Erinnerung. Die Schönhauser heute das ist Christel s Bierstübchen neben Burger King, Connys Container vis-à-vis von H & M. Ihren ganz eigenen Charme bezieht die Straße aus der Melange von bröckelndem Putz und detailgetreu rekonstruierter Bürgerhausfassade. Das Nebeneinander von gestern und heute wird nirgendwo augenfälliger als beim Übergang von der Stahl- und Betonkonstruktion des neuen Einkaufszentrums Schönhauser Allee Arcaden zum Nachbargrundstück 74a: "Raucht Pari!", lässt sich noch immer an der verwitterten Fassade der einstigen "Cigarettenfabrik Diwanow" am Seitenflügel lesen.

Die Schönhauser war seit jeher mehr Geschäfts- als Wohnstraße. Gewohnt wird hier, seit in den Gründerjahren längs der Allee hastig Mietskasernen hochgezogen wurden, vor allem in den Seitenflügeln und Hinterhöfen oder in den dahinter liegenden Straßenzügen.

Atomisierte Eigentümerstruktur

Vom U-Bahnhof Eberswalder Straße hinauf zur Wichertstraße gehört die rechte Seite der Allee zum Sanierungsgebiet Helmholtz-Platz. Heinz Lochner von der mit der Sanierung beauftragten S.T.E.R.N. GmbH schätzt für den gesamten Bereich, dass seit 1993 rund ein Viertel der Gebäude totalsaniert, ein weiteres Viertel teilinstandgesetzt wurde. In den noch nicht modernisierten Häusern sei der Leerstand speziell in den Hinterhäusern besonders hoch. Lochner hat es hier mit einer "atomisierten Eigentümerstruktur" zu tun, fast jedes Haus hat einen anderen Besitzer oder Verwalter. Das trifft auch auf die gesamte Schönhauser Allee zu.

Ines Saager, Wirtschaftsstadträtin von Prenzlauer Berg, verschafft sich zurzeit einen Überblick über die Vermieter. Ihr missfällt der Zustand der Schönhauser Allee: "Schließlich ist sie als einzige Straße im Stadtbezirk von übergeordneter Bedeutung so etwas wie unsere Visitenkarte." Speziell der Abschnitt, wo die U 2 als Hochbahn entlangdonnert, soll attraktiver werden. Ein gepflasterter und mit Hecken bestandener Mittelstreifen unter dem "Magistratsschirm" würde schon äußerlich  Zeichen setzen. Außerdem will Ines Saager eine Vermieterkonferenz einberufen und speziell diejenigen einladen, bei denen sie Leerstand von Gewerbeflächen registriert hat. "Ich kann niemanden zu gemäßigten Ladenmieten verdonnern", räumt die Politikerin ein, "aber ich kann an die Geschäftsinteressen appellieren." Sie wirbt für eine Gesamtkonferenz des Einzelhandels, zu der sie neben diversen Ämtern und S.T.E.R.N. die hier ansässigen Banken, die Kulturbrauerei und die Allee Arcaden einladen will. Denkbar sind nach Saagers Vorstellungen gemeinsame Veranstaltungen ebenso wie eine Gestaltungsordnung, die bestimmte Normen für das Erscheinungsbild der Geschäfte setzt und ein gemeinsames Marketing unter einem einheitlichen Logo. "Für Verschönerungsarbeiten in diesem Rahmen würden sich immer Gelder finden", sagt die Wirtschaftsstadträtin.

Michael Schaarschmidt, der seit 1993 an der Allee einen Blumenladen betreibt, ist überzeugt, dass jeder Händler selbst Verantwortung trägt: "Das fängt mit der Sauberkeit vor dem eigenen Geschäft an." Er hat festgestellt, dass seit der Einweihung der Schöhauser Allee Arcaden vor einem Jahr hier noch nie so viel Leute unterwegs waren wie jetzt: "Die Kulisse für eine perfekte Flaniermeile ist eigentlich vorhanden. Sie muss nur noch mit dem entsprechenden Flair gefüllt werden."

 

 

 
               
                 
                       
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