Spaziergang durch Prenzlberg
 
 
                       
                       
                       
                       
                       
Kastanienallee         aus:  
   
 

"Wenn am Samstagmittag die Sonne selbst schattigste Hinterhöfe wärmt, drängeln sich alte Kiezbewohner mit neuen Szenegängern auf den Caféterrassen von „SchwarzSauer” und „An einem Sonntag im August”. Die Kastanienallee hat eine typisch berlinerische Mischung parat, wo ehemalige Besetzer und Punks, Studenten und gestylte Yuppies, schlichte „Ureinwohner” und neugierige Szenemitläufer durcheinanderwürfelt werden, was der Straße eine ganz eigene Atmosphäre verleiht.

Kastanienallee Nummer 12: Bröckelnde Fassaden vor drei ineinander übergehenden Höfen, in denen die Bewohner schon Anfang der 80er Jahre einen Spielplatz anlegten und einen Kunsthof schufen. Die großen Stuckreste - steinerne Voluten und preussischer Adler - sollen vom Berliner Stadtschloss stammen. Auch wenn die Behauptung wissenschaftlich nicht nachgewiesen ist, wäre es hübsch, im Prenzlauer Kiez Reste des nicht mehr vorhandenen Schlosses zu wissen. Ausgang Oderbergerstraße 15. Schräg gegenüber ist die Kietzkantine angesiedelt, hier können Sozialhilfeempfänger ermässigt essen, aber Jedermann ist willkommen.

An der Ecke dann der Sister Store, der zum knallfarbigen Kleid die passenden Accesoires parat hat. Noch trendiger sind die Auslagen von Thatchers in der Kastanienallee 79 (K79), wo die Designer Mrozel und Hensellek ihre „ auf minimalistische Schnitte und gerade Formen reduzierten” Kollektionen anbieten. Sie werden von Kennern der Berliner Modeszene als „sehr angesagt” eingestuft. Dabei kommen ihre Modelle weniger streng und sachlich daher, als die ehemalige britische Premierministerin. Dennoch ist die Assoziation gewollt - der Name sollte leicht zu merken sein und Bekanntes in einen neuen Zusammenhang bringen. 

Modebewusste Männer werden in der Nachbarschaft bei Coration (K13/14) fündig, dem Label der Designerin Cora Schwind. Sie hatte Männer in Einheitskluft satt und entwirft heute sogenannte „urban Designwear”, die „relaxer als Fashion” ist und „eleganter als Casual Wear” - hoffentlich weiß Mann damit etwas anzufangen!

Dagegen nehmen sich die „Unisex-Basics” von Eisdieler (K12) geradezu einfach aus. Aber auch hier kann der fündig werden, der Ausgefallenes sucht: Die Labels „Gossip 67”, „Quid pro Quo”, „Director's Cut” und „Wild Spirit” werden von den vier Eisdieler-Designern Jepsen, Rufferts, Dietzelt und Grützner konzipiert und mit dem „archaischen Metallschmuck” von T.M.F. Powersaw aufgemotzt - Streetwear, Snowboardmode, Clubwear und poppig aufgestylte Recyclingwear. Einsamer König in Sachen Second-Hand-Mode ist jedoch Sergent Pepper (K91/92), wo im Hof auch gleich eine Nähmaschine steht, um eventuelle Änderungswünsche prompt auszuführen. Spezialgebiet: Bademoden und Schlafhosen.

Zum trendigen Outfit gehört der passende „Cut” und daher sind gleich drei Friseurgeschäfte in der Kastanienallee präsent: Vokuhila (Vorne kurz hinten lang), Locke & Glatze und Notaufnahme bieten ausgefallene Schnitte zu durchaus passablem Preis.

Aber auch das kulturelle Angebot der Kastanienallee ist attraktiv.Am oberen Ende hält sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts der Prater, einer der ältesten Biergärten Berlins. Seit 1995 dreht sich hier das Rad der Volksbühne, die in dieser Dépendance auf offener Bühne Theater, Performances und Konzerte bietet.

Im ehemaligen Industriehinterhof der Kastanienallee 79 ist das Dok 11 mit Theater - und Tanzaufführungen präsent und im Gebäude K 77, das als ältestes Haus der Straße gilt, liegt nicht nur ein stimmiger Hinterhof, sondern auch das kleinste Kino der Stadt - Lichtblick: 32 Plätze für Kurzfilme, Retrospektiven und politische Dokumentationen.

Am ruhigeren Ende der Kastanienallee, das zu Mitte gehört, versucht die Galerie MINT mit Mode, Schmuck, CDs, und maßgefertigter Kleidung ein neues Konzept. „Galerien laden nicht dazu ein, hereinzukommen, aber jeder hat ein Recht auf Kunst”, so Sonja Shine, eine der Galeristinnen und dazu gehört ihrer Meinung nach neben Malerei und Skulptur eben auch Musik und Design. Und das zu erschwinglichen Preisen.

Die kommunale Galerie am Prater ist die älteste in der Kastanienallee. Seit 30 Jahren stellen im monatlichen Wechsel Künstler vom Prenzlauer Berg dort ihre Bilder aus. Die Zahl der Kreativen hat sich seit der Wende auf 1500 verfünffacht. Anfang Juli malen sie auf Einladung der Galerie im Bezirk: auf Dächern, Straßen und in Kneipen.

 

 
          Kunst und Kultur im Prenzlauer Berg  
                       

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