Geschichte Prenzlauer Berg

die wechselnden Straßennamen im Stadtbezirk  (K.H. Gärtner)

 

der Text stammt aus: "Berliner Strassennamen : ein Nachschlagewerk für die östlichen Bezirke" / Karl-Heinz Gärtner ... Mit einem Vorw. Von Friedrich Dieckmann und einer Einl. Von Laurenz Demps. - 2., aktualisierte Aufl. - Berlin : Links, 1995 ISBN 3-86153-8

  Der Bezirk (bis dahin die zu Berlin gehörende Feldmark) entstand 1920 als Verwaltungsbezirk 4, Prenzlauer Tor, der neuen Stadtgemeinde Berlin mit etwa 310.000 Einwohnern. Der Name dieses Bezirks wurde 1921 in die heutige Bezeichnung geändert. Gegenwärtig wohnen hier etwa 147.710 Bürger (Stand: 31.8.1994) auf einer Fläche von 10,9 Quadratkilometern. Der Bezirk zählt 192 Straßen und Plätze.

Die Struktur des Straßennetzes wurde bestimmt von der Planungsarbeit des damaligen Regierungsbaumeisters James Hobrecht (1825-1902), der entlang der vorhandenen Radialstraßen von Berlin in den Norden und Nordosten in einem Raster sich rechtwinklig schneidender Straßenzüge das Netz festlegte. Dieser Bebauungsplan wurde 1862 veröffentlicht. Die projektierten Straßen wurden mit einer Ziffer versehen, die vorgesehenen Plätze mit einem Buchstaben, und das Gebiet des heutigen Bezirks wurde unterteilt in die Abteilungen XI, XII und XIII1. Mit der Entstehung dieser geplanten Straßen und der damit verbundenen Bebauung der Flächen mit Wohnquartieren oder Betrieben zur Versorgung der Stadt erhielten die Straßen und Plätze ihre Namen.

So entstand nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 das Französische Viertel zwischen Schönhauser und Prenzlauer Allee mit Ortsnamen aus Frankreich, wie Straßburg, Metz, Wörth, Mülhausen, Kolmar u.a., oder an teilnehmende preußische Generäle erinnernd, wie Fransecky und Tresckow, jetzt Sredzki- und Knaackstraße.

Nördlich des seit 1822 bestehenden Kommunikationsweges, ab 1874 Danziger Straße, vergab man in den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts vorrangig Personennamen. So wurde des Archäologen Heinrich Schliemann, des Physiologen Hermann Helmholtz, des Juristen Heinrich von Gneist, des langjährigen Bürgermeisters Hermann Duncker und des Erfinders der Lithographie Aloys Senefelder gedacht.

Die nach der Jahrhundertwende angelegten Straßen ließen das Nordische Viertel an der Bornholmer Straße entstehen, mit Finnländischen Straße, Gotlandstraße, Malmöer Straße, aber auch mit Straßennamen, die an den dänischen Dichter Anderson, den norwegischen Dichter Björnson und den norwegischen Schriftsteller Ibsen erinnerten. An der Greifswalder Straße wuchs südlich der S-Bahn um 1911 das Ostpreußenviertel, dessen Straßen sich auf die Orte dieses früheren Teils von Preußen bezogen. Die Namen wie Bartenstein, Goldap, Gumbinnen, Rastenburg u.a. wurden 1974 in einer Aktion durchgängig durch Namen und Personen ersetzt, die als Gegner des Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 ihr Leben ließen. Analog trifft das auch für das ehemalige Westpreußenviertel zwischen dem Friedrichshain und der S-Bahn zu; hier wurden die Straßen um 1904/06 nach Deutsch-Krone, Schneidermühl, Schönlamke und anderen Orten bezeichnet. 1974 wurden insgesamt 18 Straßen umbenannt.

Nach dem Ersten Weltkrig wurden nordöstlich des Bahnhofs Landsberger Allee Straßen vorwiegend mit Namen aus der Flora benannt, wie Maiglöckchen, Schneeglöckchen u.a.

1931 erhielten die neu entstandenen Straßen zwischen der S-Bahn und der Ostseestraße Namen von Gewerkschaftsführern, wie Robert Dißmann, Martin Segitz, Adam Drunsel u.a. Diese Namen wurden bereits 1933 wieder beseitigt und dafür Ortsnamen von Schlachtorten aus dem Ersten Weltkrieg gewählt, wie Langemarck, Flandern u.a. 1948 erfolgte die Umbenennung dieser Straßen vorwiegend nach Gegnern des Nationalsozialismus, wie Otto Schieritz, Arthur Sodtke, Erich Küsel u.a. Damit haben diese Straßen innerhalb von zwei Jahrzehnten drei verschiedene Namen erhalten. 1948 wurden insgesamt 15 Straßen umbenannt.

Nach 1945 sind im Bezirk Prenzlauer Berg gegenüber anderen Bezirken nur wenige Straßen neu entstanden und haben neue Namen bekommen, wie die Paul-Grasse-Straße (1953), Michelangelostraße und Einsteinstraße (1964), Thomas-Mann-Straße und Heinrich-Eisler-Straße (1976), Wilhelm-Florian-Straße und Franz-Dahlem-Straße (1984).

In diesem Bezirk wurden zwischen 1933 und 1945 16 Straßen und Plätze umbenannt. Von 1945 bis 1990 haben 47 Straßen und Plätze einen anderen Namen erhalten.

1992 erfolgte die Rückbenennung der Leninallee in Landsberger Allee. 1993 bekamen drei Straßen einen anderen Namen. Die Franz-Dahlem-Straße heißt jetzt Ella-Kay-Straße, die Wilhelm-Florian-Straße wurde zur Lilli-Hennoch-Straße und die Werneuchener Straße zur Margarete-Sommer-Straße. Zwei Straßen erhielten ihre historischen Namen zurück: die Behmstraße und die Schivelbeiner Straße. Ein bisher unbenannter Straßenabschnitt erhielt erstmals eine Bezeichnung: Diesterwegstraße. 1993 bekam auch der bis 1974 benannte Arnswalder Platz wieder seinen alten Namen, nachdem er fast zwanzig Jahre namenlos gewesen war. 1994 erfolgte die Rückbenennung der Wilhelm-Pieck-Straße in Torstraße.

 

 
ZIMMERMEISTER BRUNZEL BAUT EIN MIETSHAUS - Bauen und Wohnen in Prenzlauer Berg um 1900  

Im Mittelpunkt steht die Geschichte des Wohnhauses Dunckerstraße 77, seine Erbauung, die Lebensverhältnisse seiner Bewohner und der Alltag im Gebiet um den Helmholtzplatz. Eine typische Vorderhauswohnung wurde dafür originalgetreu rekonstruiert und mit Möbeln der Jahrhundertwende eingerichtet. Schautafeln und Fotos ergänzen und erläutern die Wohn- und Lebensbedingungen der Menschen in dem Wohnensemble, der Straße und der Umgebung.
Dunckerstraße 77, 10437 Berlin, nfos unter: 4 45 23 21 - www.ausstellung-dunckerstrasse.de - Öffnungszeiten:
Dienstag und Donnerstag 11 - 17 Uhr, Samstag 11 - 16 Uhr, feiertags geschlossen
Eintritt:1,00 € / ermäßigt 0,50 €

 
Böse-Brücke  

Die Böse-Brücke entstand von 1912 - 1916 für eine Million Reichsmark und verbindet Prenzlauer Berg mit Wedding. Benannt ist das Bauwerk seit 1948 nach dem 1944 in Brandenburg hingerichteten Kommunisten Wilhelm Böse. Als die DDR am 13. August 1961 den Westteil Berlins abriegelte wurde eine Passierstelle eingerichtet. Am 9. November 1989 öffnete sich um 20.30 hier erstmals der "Eiserne Vorhang" in der DDR, so dass Tausende Ostberliner gen Wedding strömten - Bilder, die um die Welt gingen.

 
Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark   Auf dem östlichen Teil des 1825 eröffneten und 1912 an die Stadt verkauften ehemaligen Exerzierplatzes wurde 1913 ein Sportplatz angelegt. 1952 erhielt er anläßlich des 100 Ge-burtstages von Friedrich -Ludwig- Jahn (1778-1852) den Namen der „Turnvaters" Jahn. Der engagierte deutsche Erzieher und Initiator einer breiten Turnbewegung hatte 1811 für die Einrichtung des ersten Berliner Sportplatzes in der Hasenheide gesorgt. Das Stadion wurde zu den III. Weltfestspielen der Jugend und Studenten nach einem Umbau wiedereröffnet. In der Folgezeit fanden hier wichtige Fußballspiele statt und es war in die Streckenführung der internationalen Friedensfahrt der Radsportler einbezogen. Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark bildet heute einen festen Treffpunkt für Sport- und Freizeitveranstaltungen. Eine interessante Plastik hat hier ihren Platz. Mann kann sie schon aus der Ferne, hinter der Freifläche auf einem Sockel entdecken. Die Bronzefigur „Fußballspieler" zeigt einen jungen Sportler, der im Begriff ist, einen Schuss abzugeben und stammt von einem italienischen Bildhauer.  
Kulturbrauerei   Der Berliner Apotheker Heinrich Prell gründete 1842 in der Neuen Jakobstraße 26 eine kleine Brauerei mit Bierstube. Nach seinem Tod erwarb Jobst Schultheiss die Brauerei samt Lagerkeller in der Schönhauser Allee 36 -39. Er gab dem Bier seinen später weltberühmt werdenden Namen und eröffnete in der Schönhauser Alle einen weiteren Ausschank mit Garten. Nach über 100 Jahren traditionsreichen Bierbrauens – von Mitte des 19.Jahrhunderts bis 1967 – wurde an diesem Standort 1991 die Kulturbrauerei im Zuge der Wende ins Leben gerufen und avancierte im Laufe der letzten Jahren zu einer der größten alternativen Kultureinrichtungen der Hauptstadt. 1995 erwarb die TGL Treuhand Liegenschaftsgesellschaft mbH die Immobilie und entwickelte seit Herbst 1998 das 25 000 qm große Areal mit seinen unter Denkmalschutz stehenden Bauten zu einem neuen Standort für Kultur und Kunst, Gewerbe und Dienstleistungen. Konzerte, Theateraufführungen, Lesungen und Gespräche finden hier ebenso statt wie Ausstellungen, Instrumentalkurse, Parties, Discotheken und Veranstaltungen für Kinder statt. Betrieben wird die Einrichtung von einer gemeinnützigen GmbH  
Gethsemanekirche  

An der Ecke Stargarder Straße / Greifenhagener Straße befindet sich die Gethsemanekirche, deren Turm weit sichtbar empor ragt. Sie war für die Ereignisse im Herbst 1989 so etwas wie ein Bollwerk der Opposition gegen den an sein Ende gekommenen DDR-Staat. Die Kirche war Tag und Nacht geöffnet, das Portal von leuchtenden Kerzen erhellt. Als derartige Hochburg der Opposition standen natürlich sämtliche Aktivitäten unter strenger Beobachtung der Staatssicherheit. Anders als auf der Straße fiel hier die Tarnung jedoch schwer, da sie umstrittene Passagen natürlich nicht beklatschen konnten, andererseits aber oft vor dem Schlussgebet die Veranstaltung verließen. Der Bau wurde auf einem Grundstück, das die Gutsbesitzerwitwe Caroline von Griebenow der Kirche als Geschenk überließ, 1891 bis 1893 durch den Geheimen Baurat August Orth (1828-1901) als Klinkerbau in neugotischem Stil errichtet und 1893 eingeweiht. Sie ist die älteste protestantische Kirche im Ortsteil Prenzlauer Berg.

 
Kollwitzplatz   Seit einigen Jahren hat sich der Öko-Markt am Kollwitzplatz etabliert und ist nur einer von zahlreichen Anziehungspunkten, der Touristen in die wohl quirligste Gegend des Prenzlauer Bergs ziehen. Der Platz und die gleichnamige Straße wurden im Jahre 1947 nach der Graphikerin und Bildhauerin Käthe Kollwitz (1867 – 1945), die hier 50 Jahre lang wohnte, benannt. Ihr Mann, Dr. Karl Kollwitz, war der Armenarzt von Prenzlauer Berg. Die heutige Kollwitzstraße hieß zuerst Weißenburger Straße. 1875 erfolgte die Erstbenennung des heutigen Kollwitzplatzes als Wörtherplatz. Während des 2. Weltkrieges wurde auch das Wohnhaus der Familie Kollwitz zerstört. An der Stelle, wo es stand, ist zur Erinnerung an Käthe Kollwitz eine von F. Diederich ausgeführte Kalksteinnachbildung ihrer 1932 bis 1937 geschaffenen Plastik „Schützende Mütter" aufgestellt worden. Ein Denkmal von Gustav Seitz (1906 – 1969) erinnert seit 1959 an die Künstlerin. Der „Kolle", wie er liebevoll genannt wird, umgeben von vielen Szenencafés- und Restaurants, bietet den Besuchern Möglichkeiten zu ausgedehnten Nachtgesprächen.  
Helmholtzplatz   Das Areal an der Raumerstraße wurde 1897 nach dem Physiologen und Physiker Hermann Ludwig Ferdinand von Helmholtz (1821 – 1894) benannt. Auf dem heutigen Helmholtzplatz befanden sich ab 1872 eine Ziegelei. Mehrfach wurde der Platz in der Folgezeit umgestaltet. Zuletzt wurde der Platz von 1999 bis 2001 in drei Bauabschnitten für 2,2 Millionen Mark saniert und ein Abenteuerspielplatz angelegt.  
Max-Schmeling-Hall  

Mit dem Bau der Max-Schmeling-Halle wurde am 21.Juni 1993 begonnen, in Betrieb ist sie seit dem September 1996. Für 200 Mio DM entstand auf dem 17000 qm großen Grundstück an der Gaudystraße eine Lokation für Sport- und Musikveranstaltung mit bis zu 10000 Zuschauerplätzen. Ein Stahldach mit 6500 qm
und 10000 qm begrünte Dachfläche umschließen einen Bruttorauminhalt 318.000 Kubikmetern. Darüber hinaus gibt es ein Restaurant mit 200 Sitzplätzen und eine Dreifach-Sporthalle.

 
Stadtbad Oderbergerstraße   Alt, grau und verfallen, so präsentiert sich das Stadtbad Oderbergerstraße seit vielen Jahren seinen Betrachtern. Die nach Entwürfen des Baustadtrates Ludwig Hoffmann von 1899 - 1902 erbaute öffentlliche Reinigungsanstalt war eines der ersten Bäder Berlins. Um die zentral liegende Schwimmhalle mit Kreuzgradwölbung, seitlichen Arkaden und einer Galerie gruppieren sich nach englischem Vorbild in den Seitenflügeln Wannen-und Brausebäder. Seit das denkmalgeschützte Gebäude kurz nach der Wende geschlossen wurde, ist eine Bürgerinitiative um den Erhalt und die Sanierung der Einrichtung bemüht. Eine eigens gegründete Genossenschaft möchte die Immobilie erwerben und dann für 35 Mio DM sanieren. Geplant ist eine Kombination aus Bad, Sauna, Fitness, Restaurant und Geschäften. Die Finanzierung soll über eine Bank und einen Fonds für Kapitalanleger realisiert werden. Den Kaufpreis will die Genossensÿchaft aus den Anteilen ihrer Mitglieder von jeweils 100 Mark aufbringen, wozu die Zahl der Genossenschaftler von derzeit 90 auf etwa 1000 steigen soll.  
       

 

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